Es ist soweit: Am 14. März 2021 wird in Boppard der Nachfolger von Bürgermeister Dr. Walter Bersch (66) gewählt – eine Entscheidung für die nächsten acht Jahre. Der Wahlkampf hat begonnen, nachdem der vielleicht aussichtsreichste Kandidat der SPD seinen Hut in den Ring geworfen hat:
„Niko Neuser kann Bürgermeister!“
– mit Demut vor dem Amt, wie sich das für die SPD so gehört. Einem ausführlichen Portrait der freundlichen Rhein-Hunsrück-Zeitung sind nähere Einblicke zu danken, etwa der: „Besondere Beachtung gefunden habe in der Stadt die von Niko Neuser, (…) im Jahre 2015 gegründete Schwimmbadinitiativer zum Erhalt und zur Rettung des Freibades in Boppard, bei der sich seine eigene Partei lange Zeit zögerlich verhalten habe. Mit Beharrlichkeit habe Neuser mit dazu beigetragen, dass im kommenden April 2021 das Freibad wieder eröffnet werde.“ (RHZ 22.8.2020)
Auch „Boppard im Blick“ (Nr. 35/2020 Seite 5) widmet ihm eine ganze Seite mit Fotos und auf der Facebook-Seite „Besser Boppard“ darf die SPD-Gruppe für ihn werben („Niko und Walter sind Admin“); nach Gruppenregel 3 ist Eigenwerbung eigentlich untersagt – aber wenn der Chef selbst kocht …
Das hat sich der alte Fuchs Dr. Walter Bersch vielleicht zu gut ausgedacht: Schon an der Wahlurne im März werden die Bürger das Chlorwasser des neuen Freibades riechen können und sollen dabei dankbar an ihren Kandidaten denken, der es geschafft hat, nach vielen vielen Jahren der Blockade durch die … ach ja, die SPD, sich quasi selbst zu besiegen: Danke Bersch, danke Neuser, dass du uns diese Sommerfrische bescheret hast! Vielleicht ein Vorgeschmack auf die Taschenspieler-Tricks der SPD, auf die aber heute kaum noch ein Bopparder reinfällt.
Gelernt hat Neuser sein Handwerk auch vom Papa, der gerne zum Kicken nach Ruanda fliegt und sich dafür einsetzt, daß dort auch Frauen Fußball spielen dürfen – die ganze EU und gute Spender stehen hinter ihm. Es ist ja auch für einen guten Zweck. Viele Bopparder*_Innen werden sich fragen: Kann Neuser (jun.) für eine Wende im SPD-Politikstil stehen?
Gegen welche politischen Schwergewichte wird der erfahrene Neuser antreten müssen? Den ersten Hut in den Meisterring geworfen hat der erst 32-jährige
Philipp Baron Freytag von Loringhoven
auch bekannt als „der schwarze Baron“ oder „der AfD-Fresser“, ein Mann, der gerne gegen braune Gespenster ankämpft und sie dann wortreich besiegt. Wir von der AfD freuen uns ein bisschen, dass wir in Boppard gar nicht aufgestellt sind – der schwarze Baron wird uns als Wunschgegner mit einem Zaubertrick erfinden müssen.
Zur großen Überraschung tritt L. aber nicht für die CDU an. Die hatte ihn in einer Findungskommission durchfallen lassen. Der Baron kündigte kurz entschlossen seine CDU-Mitgliedschaft und versucht nun als freier Bewerber bei den Bürger(meister) für Boppard (BfB) mitzufahren, von denen er einstimmig unterstützt wird. Die preisen den jungen Vertriebsleiter eines mittelständischen Software-Unternehmens in Koblenz als jung-dynamischen Macher mit vielen neuen Ideen. Wie schade: Von den BfB hätten wir uns auf den sympathischen – nein, wir verraten den Namen nicht – als Kandidaten gefreut.
Die CDU hat im festen Willen, das „System Bersch“ endlich zu sprengen, mit Sorgfalt einen wirklich aussichtsreichen Kandidaten ausgesucht und mancher wird der Findungskommission mit Tobias Kölzer (Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes) und Wolfgang Spitz (CDU-Fraktionschef im Stadtrat) aufatmend dankbar sein:
Jörg Haseneier
hat viel in die Waagschale zu werfen: Rechtsanwalt für öffentliches Recht, drei Jahrzehnte kommunalpolitische Erfahrung, derzeit in der vierten Wahlperiode als Ortsbürgermeister von Simmern / Westerwald tätig – ein erfahrener Profi, eine sympathische Persönlichkeit und vor allem: von außerhalb!
Der Werbetext auf der CDU-Homepage findet sich textidentisch mit gleichem Foto als Redaktionsbeitrag im Rhein-Hunsrück-Anzeiger vom 14. Juli – schön, auch Haseneier verfügt demnach über gute Geschäftskontakte in Boppard und das ist für ein solches Amt wichtig.
Was ist mit den anderen Parteien? Die AfD wird die Bürger von Boppard zwar mit keinem eigenen Kandidaten beglücken, aber den Wahlkampf konstruktiv begleiten. Werden sich die Einheits-/Altparteien ohne das „Gegen-Rechts-Gebrüll“ überhaupt unterscheidbar profilieren können? In der allergrößten Not können wir immer noch unseren Geheimkandidaten aus dem Hut ziehen.